Grün - ein Streiflicht ...
Es ist Frühling, überall erfreuen wir uns zarten Grüns – vielleicht ein schöner Anlass, sich einmal etwas näher mit dieser Farbe zu beschäftigen. Zumal – wenn man aktuelle Modemagazine durchblättert, scheint es sich als „Modefarbe“ zu empfehlen. Und ist nicht auch langsam unser Bewusstsein für „grüne Mode“ gewachsen, worunter wir nachhaltig produzierte Kleidungsstücke verstehen, die unter Einhaltung sozialer und ökologischer Parameter hergestellt wurden?
Wir wissen es alle, die Natur ist grün, ganz von selbst und jedes Jahr neu. So steht diese Farbe für Wachstum, Vegetation und Fruchtbarkeit. Schon im Verständnis des Mittelalters hatten alle Dinge mehrere Bedeutungsebenen – zunächst die vordergründige, sichtbare, dann aber auch die übertragene. So wurde die Farbe Grün in unserem Kulturkreis zum Symbol der Jugend und der Liebe bzw. der erwachenden Liebe.
Grüne Kleidung war daneben auch die beste Schutz- oder Tarnfarbe im Wald. Das wurde in einem Jagdbuch von Kaiser Maximilian im 16. Jahrhundert festgehalten. Bis zur Französischen Revolution, die auch das Ende von Kleiderordnungen bedeutete, war grüner Loden den Jägern vorbehalten. Die zivile Landbevölkerung musste braunen bzw. grauen Lodenstoff tragen.
Auch in der Liturgie spielt die Farbe Grün eine wichtige Rolle. Analog zum Gedanken des frischen Wachstums ist sie die Farbe für Ostern, für das beginnende Kirchenjahr, für das Neue, für die Hoffnung.
Warum Grün sprichwörtlich auch als Farbe des Neids gilt, hat sich mir nicht logisch erschließen können.
Uns mögen solche symbolischen Inhalte vielleicht schon fremd geworden sein. Aber auch mit unserem heutigen Verständnis von Grün, nämlich von ökologisch bewusstem Verhalten, greifen wir zurück auf die ureigenste Farbe der Natur, auf die Kraft des Wachstums, auf die Hoffnung, die diese Farbe in uns auslösen kann.
Gabriele Bauer-Feigel
Literatur:
Finlay, Victoria, „Das Geheimnis der Farben“, Berlin 7/2007
Nixdorff, Heide und Müller, Heidi, „Weiße Westen – Rote Roben“, Berlin 1983
Theroux, Alexander, „Grün – Anleitung, eine Farbe zu lesen“, Hamburg 2000