Farbe und Mode – ein Streiflicht….
Farbige Kleidung zu besitzen scheint schon immer ein menschlicher Wunsch gewesen zu sein. Es ist faszinierend, welche Kenntnisse, Stoffe zu färben, die Menschen schon in der Antike und im Mittelalter hatten. Die Farben basierten auf Naturstoffen tierischen und pflanzlichen Ursprungs, und die komplizierten und aufwändigen Färbe-Verfahren fanden bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein Anwendung. Dieser Aufwand bewirkte, dass das Tragen von Farben soziale Distinktion bedeutete, nur reiche Leute konnten sich gefärbte Gewänder leisten.
Mit dem technischen Fortschritt Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Entdeckung chemisch herstellbarer Farbstoffe einher, zunächst der sogenannten Anilinfarben auf Teerbasis. Über diese Hintergründe werden Sie auf unserer Bundesfachtagung weit mehr erfahren.
An dieser Stelle geht es darum, dass farbige Kleidung durch diese neue Errungenschaft kostengünstiger und haltbarer Farbstoffe „demokratisiert“ wurde, dass sie nicht mehr ein Zur-Schau-Stellen persönlichen Reichtums bedeutete, dass Farbigkeit zur Mode werden konnte.
Roben von Fürstinnen und Fabrikantinnen aus der Zeit um 1900 sind überliefert und können in Ausstellungen betrachtet werden. Aber wie sieht es mit der Alltagsmode früherer Jahrzehnte aus? Aus Familientruhen kennen wir vornehmlich das feine schwarze Kleid, das die Urgroßmutter zu ihrer Hochzeit getragen hat. Von der Fotografie bekommen wir auch keinen Aufschluss über die Vorlieben unserer Vorfahrinnen für bestimmte Farben, denn sie war schwarz-weiß. Damit müssen wir uns noch bis in die 1950er Jahre hinein abfinden.
Eine Möglichkeit, den Farbvorlieben von früher doch etwas näher zu kommen, sind zum Beispiel Knöpfe. Bei Glasknöpfen ist es schwierig, die genaue Zeit zu bestimmen, denn ihre Herstellung erfolgte in einem sehr konservativen Verfahren, Gusswerkzeuge wurden über Generationen weitergegeben.
Etwas anderes ist es bei den Knöpfen aus den 1930er Jahren. Sie sind, sowohl was ihre Materialien als auch ihre grafische Gestaltung angeht, sehr viel leichter ihrer Entstehungszeit zuzuordnen. Am Beispiel einer Knopfschachtel aus einem Haushalt im ländlichen Umfeld von Ehingen/Donau können Sie eine so vielleicht nicht erwartete Freude an Buntheit erkennen. Ein junges Paar gründete dort um 1930 einen eigenen Hausstand und zog in ein neu gebautes Haus. Aufgrund der Gewohnheit, von abgetragenen Kleidungsstücken noch die Knöpfe anzuschneiden, bevor man sie – zumindest im Schwäbischen – noch als Putzlappen zu Ende gebrauchte, liegt hier eine bunte Vielfalt von Knöpfen aus den 1930er Jahren vor. Es hat Seltenheitswert, solch eine eindeutig zuzuordnende Knopfsammlung zu sichten.
Zur Dokumentation wurden die Knöpfe gereinigt, sortiert und auf Pappe aufgenäht.
Gabriele Bauer-Feigel